Aus der Sicht der Spielerin
Platz 2 bei ihrer ersten Rheinland-Pfalz-Meisterschaft in einem starken Starterinnenfeld, dazu der Sieg gegen die spätere Siegerin Lena Mader: Bei der Landesmeisterschaft im Schnellschach am 4. Mai in Landau lief vieles nahezu optimal für Ann-Jennifer Graf.
„Das Turnier war super organisiert, die ersten beiden Partien wurden immer auf DGT-Brettern gespielt, so dass sie online mitverfolgt werden konnten. Die Schiedsrichter Sandra Schmidt und Gregor Johann hatten sich top um alles gekümmert und zeitlich hatte man genug Zeit, um vom Preisgeld danach noch essen zu gehen.“, so AJs Fazit zu den Rahmenbedingungen.
Bei der Frage nach ihrem Spiel ging sie noch einmal auf die Schlüsselpartien des Turniers ein: „Mit dem Spielergebnis bin ich zufrieden, natürlich auch mit allen gewonnenen Partien. Die eine Verlustpartie gegen Mariya Anissimova war etwas schade, da ich sehr gut aus der Eröffnung gekommen war. Danach habe ich es nicht geschafft, die Fehler meiner Gegnerin auszunutzen.
Nach 15…g5 steigt die Bewertung der Engine von +0.1 auf über +2.0 und man muss herausfinden warum.
Die Bedenkzeit von 15 Minuten plus 5 Sekunden hatte ich noch nie gespielt, aber ich kam ganz gut damit klar. Natürlich ist die Zeit zu kurz um in komplizierten Stellungen den Überblick zu behalten. Mein Springeropfer in der 3. Runde gegen Dorothée Mönch wäre durch einen Zwischenzug zu widerlegen gewesen, was wir beide nicht sahen. Nach meinem 14.Sxe5 war 14…h6! möglich.
Aber so etwas findet man in einer langen Partie deutlich leichter. Auf der anderen Seite ist 15 + 5 kein gnädiger Modus, um gegen Spieler wie Mariya Anissimova zu spielen, die sehr gute Chancen auf den 1. Platz bei der Blitzmeisterschaft hatte. Gegen Lena Mader stand es für eine Weile materiell und positionell gleich, aber ich hatte eineinhalb Minuten mehr auf der Uhr und ich konnte deshalb mit einer Taktik, die sie wegen des Zeitdrucks wahrscheinlich nicht rechtzeitig überschaut hatte, einen Bauern gewinnen und beim Blitzen in den letzten Zügen sogar den Damentausch erzwingen. Vom Ergebnis her hatten wir eine Art Schere Stein Papier (ich gegen Lena gewonnen, Lena gegen Mariya gewonnen, Mariya gegen mich gewonnen).“
„Sehr schön war es, neue Kontakte zu knüpfen. Diese haben schon dazu geführt, dass ich bei der Frauen-Ländermeisterschaft vom 30. Mai bis zum 2. Juni in Braunfels mitspielen werde. Der Pokal sieht auch ganz schick aus, man erkennt auf den ersten Blick nicht, ob es sich um den 1. oder 2. Platz handelt 😊 Zuletzt möchte ich mich bei denjenigen bedanken, die mir vor dem Turnier geholfen oder gute Tipps gegeben haben: Marcus Wiesen dafür, dass er in der Woche vor dem Turnier jeden Abend mit mir trainiert hat. Mike Sidon, der mich auf die brilliante Idee gebracht hat 1…b6 gegen 1.c4 zu spielen, weil er meinte er mag das nicht. Wolfgang Kreuscher, weil er mir jetzt beim Endspieltraining hilft. Und Marius Herrmany, der mir einen Monat vorher erklärt hatte wie Lena’s Spielstil aussieht ohne dass ich gefragt hatte, aber es mir jetzt etwas gebracht hat.“
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Fotos: Sandra Schmidt