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‚Caissa‘ vor der Veröffentlichung

Cover der ersten Ausgabe der Zeitschrift "Caissa"
Cover der ersten Ausgabe der Zeitschrift „Caissa“

Eine wissenschaftliche Zeitschrift für Schach- und Brettspielgeschichte – wer braucht denn so etwas? Als ich im Sommer 2014 die Idee, ein solches Magazin unter dem Titel „Caissa“ zu gründen und in meinem Verlag herauszugeben, einigen Schachfreunden unterbreitete, war selbst bei Gesprächspartnern, die sich nachgewiesenermaßen für Schachgeschichte und -kultur interessieren, ein zweifelndes Stirnrunzeln noch die positivste Reaktion. Gibt es denn nicht schon genug Schachmagazine auf dem Markt, die sich neben dem Turnierschach auch mit den etwas ausgefalleneren Bereichen, etwa dem Problemschach, beschäftigen? Und nicht zuletzt: Was ist mit der Zeitschrift ‚Karl‘, die immerhin den Titel „kulturelles Schachmagazin“ bereits im Untertitel trägt, und – völlig zu Recht übrigens – 2014 mit dem Deutschen Schachpreis ausgezeichnet wurde? Und doch gibt es deutliche Unterschiede zwischen ‚Karl‘ und ‚Caissa‘. Der eine ist die thematische Offenheit der einzelnen Ausgaben, denen kein spezifisches Rahmenthema zu Grunde gelegt ist wie bei ‚Karl‘. Das kann Vor- und Nachteile haben, erlaubt aber in jedem Fall eine größer Themenvielfalt. Der andere und noch wichtigere ist die Behandlung auch anderer Brettspiele als des Schachs.

Wenn ich geahnt hätte, was im Lauf der nächsten Monate noch passieren würde, hätte ich möglicherweise die Finger von der Sache gelassen. Höhepunkt war ein völlig unzuverlässiger Layouter, der – nachdem das Heft eigentlich bis auf die Endkorrektur fertig war! – in der Versenkung verschwand und sich nie wieder meldete. Schlecht für ihn, weil er natürlich damit auf sein Honorar verzichtete, schlecht aber auch für mich, denn ich musste erst einen neuen Layouter finden und der musste dann alles noch einmal setzen. Das Erscheinen zog sich in die Länge wie eine ganze Packung Kaugummis und sorgte für noch mehr graue Haare, als ich ohnehin schon habe.

J. H. Blackburne - Karikatur aus dem 19. Jahrhundert
J. H. Blackburne – Karikatur aus dem 19. Jahrhundert

Aber am Ende wurde dann doch alles noch gut und nach fast zwei Jahren Vorarbeiten steht die Veröffentlichung des ersten Bandes nun dicht bevor. Für diese Erstausgabe konnte eine Reihe renommierter Autoren gewonnen werden, unter anderem die deutsche Schachlegende Dr. Robert Hübner, der gleich mit einem spektakulären Fund aufwarten kann. 1862 maßen sich in London zwei junge Männer in einem Wettkampf, die beide noch am Anfang einer glanzvollen Karriere standen, die sie bis an die Spitze des Weltschachs führen sollte: Der 26jährige Österreicher Wilhelm Steinitz – bekanntlich später der erste Weltmeister der Schachgeschichte – und der noch fünf Jahre jüngere Joseph Henry Blackburne aus Manchester. Die Partien dieses Wettkampfes waren bislang nur teilweise bekannt. Für seinem Artikel gelang es Dr. Hübner, die Notation der 3. Wettkampfpartie ausfindig zu machen, die nun erstmals publiziert wird. Zudem analysiert Dr. Hübner alle Partien und vermittelt so einen neuen Blick auf das Spitzenschach vor 150 Jahren – sicher ein Highlight der Ausgabe.

Daneben sind verschiedene bekannte Autoren auf dem Gebiet der Schachgeschichte aus In- und Ausland vertreten: Prof. Dr. Bernd Gräfrath, der Vorsitzende der Problemschachvereinigung ‚Schwalbe‘, der Sammler und Kunsthistoriker Siegfried Schönle, die durch zahlreiche Publikationen bekannten Schachhistoriker Dr. Adrian Harvey und Tony Gillam (England), Dr. Peter J. Monté (Niederlande) und Iván Bottlik (Ungarn). Die Saarbrücker Kunsthistorikerin Antonella Ziewacz widmet sich in ihrem Aufsatz der NS-Ideologie im Brettspiel und blickt damit über die Grenzen des Schachspiels hinaus. Das Geleitwort stammt aus der Feder des Präsidenten des DSB und Vizepräsidenten der FIDE, Herbert Bastian.

Angesichts der renommierten Autoren und der abwechslungsreichen, viele Aspekte behandelnden, Themen kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass ich von der Qualität der Erstausgabe überzeugt bin. Der Erfolg und damit auch ein langes Leben von ‚Caissa‘ jedoch steht und fällt mit dem Interesse der Leser. Am 28. April wird ‚Caissa‘ in den Handel gehen.

Weitere Informationen und eine Übersicht über die Themen auf der Caissa-Homepage (die übrigens von unserem allseits geschätzten Vereins-Webmaster Marcus erstellt wurde!).