Katharina ist Rheinland-Pfalz-Meisterin!
Nein, so richtig nachvollziehen kann ich den Modus nicht. Erst qualifizieren sich bei der Pfälzischen Einzelmeisterschaft in einem separaten Mädchenturnier die besten pfälzischen Spielerinnen für die Rheinland-Pfalz-Meisterschaft, dann lässt man sie dort zusammen mit den Jungs in einem gemeinsamen Turnier aller Kinder U12 antreten, bei dem sich dann wiederum das beste Mädchen (und zwar genau eins!) für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Logisch? Allenfalls unter dem Gesichtspunkt, dass es auf der Deutschen Meisterschaft ebenfalls keine getrennten Gruppen für die Mädchen gibt. Aber was hindert daran, die Mädchen sowohl bei der Landesmeisterschaft als auch bei der Deutschen nur unter sich spielen zu lassen? Zumal es dann bei der Weltmeisterschaft wiederum getrennte Turniere für Jungen und Mädchen gibt.
Sind 7 Runden Schweizer System schon per se mit großen Zufällen behaftet, so ist es reine Lotterie für die Mädchen, wenn sie mit den Jungs zusammenspielen: Man stelle sich vor, eine Spielerin hätte vor der letzten Runde 4 Punkte, bekäme aber als Gegner einen Jungen mit DWZ 1600 zugelost, eine andere hätte nur 3,5 Punkte und bekäme einen Schlussrundengegner mit DWZ 1100. So etwas kann ohne weiteres passieren, und es kann genauso leicht passieren, dass die besten Mädchen während des Turniers nicht einmal gegeneinander gespielt haben. Ich möchte ketzerisch fragen: Wollen wir die beste Spielerin eines Turniers ermitteln oder diejenige zur Deutschen oder zur Weltmeisterschaft schicken, die zufällig das größte Losglück in der Schlussrunde hatte? Zumindest bei der diesjährigen Rheinland-Pfälzischen Einzelmeisterschaft in Gau-Algesheim wäre ein separates Mädchenturnier mit 7 Teilnehmerinnen ohne weiteres möglich und – zumindest nach meiner bescheidenen Meinung – fairer gewesen.
Nach diesen eher allgemeinen Betrachtungen nun zum Verlauf der genannten Meisterschaft, bei der mit Niklas Leyendecker und Katharina Bohrer zwei Vertreter unseres Vereins als Vize-Pfalzmeister und Pfalzmeisterin der Altersklasse U12 starteten. Bei der Auseinandersetzung mit den besten Jugendspielern des Bundeslandes wurde die Luft erwartungsgemäß noch dünner, wie bereits die eindrucksvolle Startliste zeigt, die von Paul Hinrichs (Bingen, DWZ 1796) und David Musiolik (Eisenberg, 1667) angeführt wurde. Insgesamt wiesen 24 der 38 Teilnehmer eine DWZ über 1000 auf, was für eine U12 ein recht beachtliches Niveau darstellt.
Für Niklas verlief das Turnier durchwachsen. Lag er nach dem ersten Tag mit 3 Punkten aus 4 Runden (gegen allerdings schwächere Gegner) noch aussichtsreich im Rennen, lief in den letzten 3 Runden nicht mehr viel zusammen – zumindest was die Punktausbeute angeht, denn die Qualität der Partien gegen Hagen Lommel (Eisenberg, DWZ 1588), Lena Kalina (Landskrone, 1091) und Mario Dalchow (Lambsheim, 1343) war durchaus ansprechend, aber leider sprang nur ein halber Punkt heraus. Mit 50% der Punkte belegte Niklas den 17. Platz.
Genau andersherum verlief Katharinas Turnier: Durchwachsener erster Tag (zumindest punktemäßig mit 2/4), danach 3 Siege in Folge. Dabei schlugen gerade in den ersten Runden die erwähnten Schwächen eines gemeinsamen Schweizer-System-Turniers von Jungs und Mädchen voll zu Buche: Problemloser Auftaktsieg gegen Saskia Olma (Nickenich, DWZ 873), Niederlage gegen den topgesetzten Paul Hinrichs, Sieg gegen Michael Schupfer (Heimbach-Weis, 1015), Niederlage gegen Hagen Lommel. Bei beiden Verlustpartien zeigte sich Katharina lange als ebenbürtige Gegnerin, wie die beiden folgenden komplexen Mittelspielstellungen verdeutlichen:
Am zweiten Tag, an dem sich die Gegner alle ungefähr in Katharinas Spielstärke bewegten (Paul Auer (Haßloch), 983; Fabian Warzecha (Lambsheim), 1243; Maurice-Pascal Müller (Landskrone), 1163), endete die Berg- und Tal-Fahrt. Es muss nicht besonders betont werden, dass 3 Siege in Folge auch gegen „schlagbare“ Gegner erst einmal eingefahren werden müssen, gerade in einer angespannten Turniersituation. Und wie eng das Turnier trotz des perfekten Schlussspurts für Katharina verlief, zeigt die Tatsache, dass ein Remis in der Schlussrunde trotz der vorangegangenen Siege vielleicht zu wenig gewesen wäre. Denn sowohl die Titelverteidigerin in der U12, Sophie Biermann (Konz), als auch Lena Kalina zeigten ebenfalls ein großartiges Turnier und verbuchten beide 4,5 Punkte. Im Vorjahr reichte diese Punktzahl zum Titelgewinn, 2016 übertraf Katharina sie noch um einen halben Punkt.
Abschlusstabelle und weitere Informationen bei der Schachjugend Rheinland-Pfalz
Dieser Erfolg, sicher der bislang größte in Katharinas noch junger Schachkarriere, öffnet Katharina die Tür zur Deutsche Jugendmeisterschaft, die im Mai in Willingen im Sauerland stattfinden wird. Mit ihrer neuen DWZ, die nach den beiden Siegen in der Frauen-Regionalliga und dem Turnier von Gau-Algesheim bei 1380 liegt, nimmt sie gegenwärtig den 15. Platz in ihrer Altersklasse in Deutschland ein (Rangliste U12 w). Selbst wenn sie – in einem gemeinsamen Turnier der Mädchen und Jungen – mit dieser Zahl auf der Deutschen Meisterschaft im letzten Drittel des Feldes gesetzt sein dürfte, ist Katharina absolut zuzutrauen, auch in Willingen den einen oder anderen Sieg mitzunehmen. Für ihre schachliche Entwicklung wird dieser erste Vergleich mit den besten deutschen Spielern ihrer Altersklasse ohnehin einen großen Schub mit sich bringen.
Echt Super.Tolle Leistung. Bin Begeistert zu sehen wie Katharina dieses Turnier gemeistert hat.Klasse!!!!!!!
Ich bin auch begeistert – Gratuliere, tolles Turnier! Und das nachdem das Schweizer System am ersten Tag ja voll zuschlug … da fürchtete ich schon, dass es nicht mehr reicht. Gegen „3 aus 3“ konnten sich dann die Gegnerinnen aber nicht mehr wehren – das war auch nervlich eine reife Leistung!
Auch Niklas braucht sich nicht grämen, das war ja kein schlechtes Turnier und zur Rheinland-Pfalz-Meisterschaft muss man auch erst mal eingeladen werden. Ich warte heute noch auf eine Einladung. 😉
Mit Weiß gegen einen starken Gegner verlieren, passiert halt und an einem verkauften Tag springt dann aus den zwei Schwarzpartien eben mal nur ein halber Punkt raus … das blöde am Schach ist, dass die anderen auch immer gewinnen wollen.
Der halbe Punkt war ja aber noch wichtig, kam er doch gegen die Drittplatzierte, die sonst evtl. punktgleich mit Katharina das Turnier abgeschlossen hätte.
In der Nahe-Zeitung folgt die Tage wohl auch noch ein Bericht zur Meisterschaft!
Viel Glück übermorgen auf dem Landesentscheid im Schulschach!
Marcus
Glückwunsch Katharina
Die SF-Bir können stolz auf Dich sein.
Was kommt noch?