Pfälzische Jugendmeisterschaft: Ein Zwischenbericht nach Tag 2
Das neue Jahr beginnt, wie das alte endete: Mit schachhungrigen Birkenfelder Nachwuchsspielern. Nur zwei Tage nach dem Jahreswechsel begann die Pfälzische Jugend-Einzelmeisterschaft (PJEM) und drei unserer Jugendlichen sind mittendrin: Niklas Leyendecker (qualifiziert als Bezirksmeister), Katharina Bohrer (qualifiziert als Bezirksmeisterin) und Emil Bleisinger (als Zweiter der Bezirksmeisterschaft über einen Freiplatz ins Turnier gekommen). Alle drei spielen in der Altersklasse U12, die nach Jungs und Mädchen getrennt ist.
Austragungsort ist das Jugendhaus St. Christophorus in Bad Dürkheim, das für die verschiedenen Klassen (U12, U12w, U14, U16, U18 und U14w-U18w, letztere wurden mangels Teilnehmerinnen zusammengelegt) gute Spielbedingungen bietet. Für Freizeitaktivitäten stehen Sportanlagen, Tischtennis und Tischfußball zur Verfügung, und für den morgigen Montag ist ein gemeinsames Schwimmengehen geplant. Aber Freizeitaktivitäten setzen logischerweise Freizeit voraus, die zwar vorhanden, aber begrenzt ist. Denn der Spielplan ist knüppelhart: Mit der Bedenkzeit von 65 Minuten pro Spieler und Partie absolvieren die Jungs 11 Runden Schweizer System, die Mädchen spielen mit 7 Teilnehmerinnen ein doppeltes Rundenturnier, also 14 Runden oder 12 Partien für jede! Und das an 5 Tagen, was Dreifach- und bei den Mädchen sogar Vierfachrunden bedingt. Und da sage noch einer, Schach sei kein Sport!
Nach zwei Tagen sind bei den Jungs 4 Runden gespielt, bei den Mädchen schon 6. Emil, der noch keine DWZ besitzt und folglich am Ende der Setzliste eingereiht wurde, erwischte mit einem Sieg gegen Paul Auer (Haßloch) einen blendenden Start. Danach kam etwas Sand ins Getriebe – aber nur, wenn man rein die Ergebnisse betrachtet. Denn die Qualität seines Spiels war absolut in Ordnung, sowohl gegen einen der Favoriten, Fabian Warzecha (Lambsheim) als auch gegen Ibrahim Halabi (Ludwigshafen) und Ilias Probst (Eisenberg) hatte er seine Chancen. Dass am Ende alle drei Partien verloren gingen, ist auch etwas Pech, doch davon sollte sich Emil nicht entmutigen lassen. Es ist seine erste große Meisterschaft, und er hat gezeigt, dass er hier sehr gut mitspielen kann. Die Erfahrungen, die er aus Bad Dürkheim mitnehmen wird, werden ihn einen großen Schritt weiterbringen.
Bei unseren beiden anderen Teilnehmern waren die Ziele von vornherein höher gesteckt. Niklas ist mit seiner DWZ von 1331 an Platz 3 der 16 Teilnehmer gesetzt, vor ihm rangieren nur Hagen Lommel (Eisenberg, DWZ 1430) und Mario Dalchow (Lambsheim, DWZ 1370). Auch Niklas kam mit einem Sieg gegen Sascha Häfele (Hagenbach) gut aus den Startlöchern und legte in der 2. Runde mit einem weiteren vollen Punkt gegen Bjarne Vincent Aichert (Lambsheim) sofort nach. Ab der 3. Runde kam es vermehrt zu Spitzenpaarungen der Favoriten. Gegen Mario Dalchow erzielte Niklas ein korrektes Remis, gegen Fabian Warzecha verbuchte er seinen dritten Sieg und steht nach 4 Runden punktgleich mit Hagen Lommel an der Spitze des Feldes. Am morgigen Montag kommt es zum großen Showdown dieser beiden, und man muss kein Prophet sein, um zu prognostizieren, dass der Sieger allerbeste Chancen auf den Titel haben wird.
So spannend wie bei den Jungs geht es bei den Mädchen nicht zu, was in erster Linie an Katharina liegt. Zugegeben, wenn man fast 200 DWZ-Punkte mehr auf dem Konto hat wie die Zweite der Setzliste ist es keine Sensation, wenn man nach 6 Runden allein an der Tabellenspitze steht. Wenn man aber alle seine 5 Partien gewonnen hat (in der ersten Runde war Katharina spielfrei) und somit alle Verfolger bereits um mindestens einen Punkt distanziert hat, ist das schon eine Demonstration der Stärke. Dass es trotzdem nicht immer ein Spaziergang für Katharina war, zeigte sich in den Runden 3 bis 5 gegen Samira Schotthöfer (Schifferstadt, DWZ 911), Tamara Jasmin Mangold (Haßloch, DWZ 726) und Sophia Semukhin (Eisenberg, DWZ 958). In allen diesen Partien musste Katharina hart kämpfen und zeigte neben ihrer gewohnten Kreativität auch den Mut zu zweischneidigen Entscheidungen. Hierfür ein Beispiel aus der 4. Runde gegen Tamara Jasmin (Weiß), die zu diesem Zeitpunkt ebenfalls alle ihre Partien gewonnen hatte:
Stellung nach dem 15. Zug von Weiß, die soeben mit 15.Dh3 eine hässliche Drohung auf h7 aufgestellt hat. Katharina antwortete mit 15…h6, und setzte nach 16.Sf3 mit 16…g5! nach. Das ist auch der beste Zug, aber so eine Öffnung der Königsstellung muss man sich auch trauen, zumal mit 16…e5 eine gute Alternative zur Verfügung stand. In der Partie zahlte sich das Risiko jedenfalls sofort aus:
17.Lg3?? (Kritisch war 17.Lxg5 hxg5 18.Sxg5 e6 (oder 18…Th6 19.Dxf5 mit unklarer Stellung) 19.Dh7+ Kf8 20.Lxb5 und die Stellung bleibt spannend.) 17…g4 18.Dh5 gxf3, und der zweite grobe Fehler der Weißen beendete in höherem Sinne die Partie: 19.Dxf3?? Lxf3 und Katharina gewann nach 53 Zügen.
Die Meisterschaft dauert noch bis zum 6.2. Der genauen Zeitplan und die Ergebnisse unserer Jugendspieler sind unter http://www.schachjugend-pfalz.de/index.php/spielbetrieb/pfalzmeisterschaft-u12-u18 einzusehen.