Aus im Viertelfinale gegen Paderborn
Gegen einen sehr starken Gegner mussten wir zum Abschluss der DSOL eine knappe, aber nicht unverdiente Niederlage hinnehmen. Dabei zeigte schon der Blick auf die Statistik der Vorrunde, dass Paderborn dermaßen stark durch ihre Gruppe fegen konnte, dass einige ihrer Spieler sogar eine fast makellose Bilanz vorweisen konnten. Da wir zum nordrhein-westfälischen Paderborn reisen mussten, hatten wir an den Brettern 2 und 3 schwarz. An einem dieser beiden Bretter (Brett 2) befand sich der Berichterstatter Mike Sidon, der mit dem Flügelgambit seines Gegners Moritz Brockhoff (DWZ 1953) größte Probleme hatte. Als dieser kompromisslos mit seinen g – und f – Bauern die Königsflanke attackierte, blieb der Springer des Berichterstatters auf der Strecke. Life sucks. Nach einigen weiteren Abtäuschen tat sich am Horizont aber ein Hoffnungsschimmer auf, da der König des Paderborners plötzlich so frei stand, dass die schwarze Dame Dauerschach drohte. Als nun der Westfale deshalb mit Ta2 einen weiteren Verteidiger für den Königsflügel heranzog, gab Sidon mit Txa3 erneut eine Qualität, diesmal allerdings freiwillig, zog den gegnerischen Turm dadurch von der zweiten Reihe ab und sicherte sich letztlich mit einem Turm weniger das Dauerschach. Mehr war nicht möglich. Leider sollte sich am Ende herausstellen, dass dieses Remis der Mannschaft nicht helfen würde.
In der Zwischenzeit hatte Marcel Agne` an Brett 1 eine vorteilhafte Stellung erreicht. Dabei gelang es Marcel aus der Eröffnung heraus, eine Schwäche im gegnerischen Lager zu generieren. Der Gegner Niklas Schlangenotto (DWZ 1954) hatte alle Hände damit zu tun, seinen schwachen Bauern c5 zu verteidigen, aber auch seinen unbeweglichen weißfeldrigen Läufer am Leben teilhaben zu lassen. Dies nutzte Marcel geschickt aus, um mit dem Turm auf die siebte Reihe vorzudringen, aber auch einen Mattangriff am Königsflügel zu starten. Seine Bauern sickerten in die schwarze Stellung ein. Als seine Dame auf f6 stand, der gegnerische König auf h6, nutze er das berühmte Sprungbrett-Motiv Aaron Nimzowitschs Tc1-c3-h3 für seinen finalen Mattangriff, der nicht mehr abgewehrt werden konnte. Ein überzeugender Sieg Marcels. Aufgrund der Berliner Wertung würde uns nun bei den beiden übrig gebliebenen Partien ein Remis reichen – und das schien nicht unmöglich. Tim konnte in seiner Partie an Brett 4 zwar früh das eröffnungstheoretische Problem seines schwachen Läufers lösen, gestattete seinem Gegner Noah Stirnberg (DWZ 1919) aber die unangenehme Platzierung seines Springers im eigenen Lager auf c6. Um sich nicht lange über diesen Springer ärgern zu müssen, eliminierte Tim diesen kurzerhand mit seinem Turm und war danach mit einer Qualität im Minus. Eine oberflächliche Betrachtung der Stellung zeigte zumindest keine Kompensation, dennoch konnte Tim seinen Gegner im weiteren Verlaufe der Partie mit seinem Pärchen Dame/ Springer vor Probleme stellen. Wundersame Gabelvarianten taten sich im Geiste auf, der Paderborner musste höllisch aufpassen, konnte aber alle Drohungen abwehren und die Partie letztlich gewinnen. Lena hatte es an Brett 4 mit Robert Pries (DWZ 2006) zu tun. Während Lena über Raumvorteil verfügte und die gegnerischen Figuren weit zurückgedrängt hatte, taten sich aber auch Schwächen in ihrer Stellung auf. Der Gegner beherrschte die a-Linie und beackerte zudem Lenas schwachen Punkt c4, was auch einige Kräfte Lenas bündelte. Gefühlt war die Partie aber hier noch ausgeglichen. Dann wurde es wild. Der Gegner preschte mit seinen Bauern am Königsflügel vor, während Lena ein starkes Bauernduo im Zentrum, später sogar auf d6/c6 vorweisen konnte. Aber derlei Stellungen brauchen viel Zeit – und die hatte Lena nicht mehr. Mit einer Figur weniger lehnte sich Lena noch lange gegen die drohende Niederlage auf, musste sich am Ende aber in diese fügen. Die DOSL-Saison war damit für uns beendet, aber es hat viel Spaß gemacht. Unsere Neuzugänge Marcel, Tim und Lena zeichneten sich dabei durch kompromissloses Kampfschach aus, ich glaube, dass wir noch viel Freude an ihnen haben werden.